Bei der Ausbildung von Sport- und Dienst oder Rettungshunden wird oft viel Wert auf optimale Trainingsbedingungen gelegt. Der Trainingskontext und der Trainingsschritt werden stets optimal an den Stand der Ausbildung des jeweiligen Hundes angepasst. Zu Recht, denn die Trainingsumstände machen einen grossen Teil des Lernens aus. In der Artenspürhundearbeit ist dies oftmals leider nicht möglich, da wir oft mit suboptimalen Bedingungen konfrontiert sind. Der Zielgeruch ist z.B. nicht optimal vorhanden, Nachschub fällt aus oder kommt spät oder es gibt nur sehr wenig davon. Oftmals können wir nicht so viele Wiederholungen machen, wie wir gerne möchten bzw. der Trainingsplan vorgeben würde. Man hat dann vielleicht nur eine einzige Chance und darf diese nicht verpatzen, muss also voll bei der Sache sein (der so wichtige lockere Umgang mit der Situation verabschiedet sich dann jeweils rel. schnell). Wenn ein Zielgeruch im Feld nicht zu 100% bestimmbar ist, ist viel Unsicherheit vorhanden, was sich sofort auf den Hund überträgt. Es kann sein, dass man mehrere Wochen wartet, bis z.B. die Resultate aus dem Labor kommen und man weiss, ob der Hund recht hatte oder nicht. Eigentlich wäre jedoch eine punktgenaue Belohnung gerade bei den ersten Wildfunden so enorm wichtig... Bei einigen Projekten kann es sein, dass man keine Ahnung hat, wo genau man nach dem Zielgeruch suchen soll, was oft viele Leersuchen zur Folge hat - etwas, dass man einem Hund der wenig Erfahrung auf dem Geruch hat, eigentlich nicht zumuten will (Proben auslegen hilft, doch die so wichtige Einsatzerfahrungen sammeln kann der Hund nur mit natürlichen Proben, welche nicht ausgelegt/gehandelt wurden). Ein Projekt, wo wir fast nur suboptimale Bedingungen antreffen, ist die Suche nach Schmuckschildkröten-Nestern. Der Zielgeruch ist sehr schwach und man kann ihn im Training kaum bis gar nicht simulieren (Eier vergraben vs. natürliches Gelege - da liegen Welten dazwischen). Glücklicherweise hatten wir die Möglichkeit, im Centre Emys an natürlichen Gelegen trainieren zu können. Die Bedingungen vor Ort sind jedoch leider suboptimal: kaum Platz, überall lauernde Schildkröten, die vor der Nase der Hunde rumschwimmen oder sich ins Wasser plumpsen lassen, ein scharfkantiger Drahtzaun, der immer im Weg ist, überall Hundefutter (die Schildkröten werden damit gefüttert), extrem heisse Temperaturen ohne Schatten, immer wieder Ablenkungen durch Besucher die im Zentrum zu Gast sind, usw. In den Weihern leben ca. 1000 Schildkröten, ca. die Hälfte davon müssen auf dem sehr beschränkten Platz mehrmals pro Jahr ihre Eier vergraben. Dies bedeutet, dass das komplette Substrat nach Nestern riecht (alte Nester, neue Nester, Eierschalen, Urin der von den Weibchen während des Grabens ausgeschieden wird). Eine immense Leistung der Hunde, daraus die aktuellen Neststandorte rauszufiltern! Im Video seht ihr eine einfache Suchaufgabe (einzelnes Ei, ganz offen oder halb verdeckt) wie wir es gerne machen, um die Hunde an neue Situationen zu gewöhnen und gleichzeitig zu sehen, ob sie bereit zum Lernen sind. Zweiter Ausschnitt Einblick in die Platzverhältnisse und dritter Videoausschnitt, Desensibilisierung der neugierigen Schildkröten um dann konzentriert arbeiten zu können.
Optimale Trainingsbedingungen?
Aktualisiert: 26. Aug. 2022
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